Parlamentarischer Abend, 11. November 2024 im Roadrunner's Paradise Club - Bilder von Andreas Schöttke
Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende
B.KWK-Kongress am 11. und 12. November 2024 in Berlin
Berlin, 14.11.2024. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und Wirtschaft trafen sich am 11. und 12. November 2024 zum 16. B.KWK-Kongress in Berlin. Beim Branchenereignis des Jahres wurde deutlich aufgezeigt, welche Schritte für die Zukunftsfähigkeit unserer Energieversorgung jetzt notwendig sind.
„Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist sich der Dringlichkeit einer Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes über das Jahr 2026 hinaus sehr bewusst. Es wird beabsichtigt, so schnell wie möglich eine investitionssichere Verlängerung zu erreichen“, bringt B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl eine der wichtigsten politischen Weichenstellungen in Bezug auf die Kraft-Wärme-Kopplung auf den Punkt.
Bereits beim energiepolitischen Abend am 11. November 2024 wurde erfreut festgestellt, dass sich die politischen Vertreter beim Thema KWK-Verlängerung einig waren. Claus-Heinrich Stahl diskutierte dazu mit Mark Helfrich (CDU), Markus Hümpfer (SPD), Bernhard Herrmann (Bündnis 90/Die GRÜNEN), Ralph Lenkert (Die LINKE) und Verbandsvertreter John Miller (AGFW).
Zuvor war der 16. B.KWK-Kongress von Dr. Severin Fischer, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, mit einer Keynote zur Rolle der KWK in der Berliner Energieversorgung eröffnet worden.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion sprach B.KWK-Vize-Präsident Dr. Georg Klene mit dem Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz über seine Einschätzung zur Zukunft der Energieversorgung. Der restliche Abend wurde für den persönlichen Austausch unter den Teilnehmenden genutzt.
B.KWW-Tagung, 12. November 2024 im Aquino Hotel - Bilder von Andreas Schöttke
BMWK sendet positive Signale zur KWKG-Verlängerung
Zum Auftakt des zweiten Kongress-Tags am 12. November 2024 zeigte auch die Keynote von Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dass im federführenden Ministerium das Bewusstsein da ist, dass die Kraft-Wärme-Kopplung weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende liefern kann und wird.
Entsprechend sprach er sich für eine Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) aus. Denkbar wären dabei noch kleinere Anpassungen – zum Beispiel in Bezug auf die Hocheffizienzkriterien oder auch die Pönale-Regelung. Christian Maaß vom BMWK unterstrich noch einmal in seinem Vortrag, dass eine KWKG-Verlängerung nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig und machbar ist.
Werner R. Lutsch (AGFW) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Fragestellung „Braucht es für die Wärmewende einen Anschluss- und Benutzungszwang?“. Dr. Ing. Karin Rühling (TU Dresden) betrachtete das Themenfeld „Wärmenetze“ aus wissenschaftlicher Sicht und benannte Herausforderungen der grünen Fernwärme wie zum Beispiel den Wärmeverlust-Aspekt und Vorteile der dezentralen Wärmeversorgung.
Dr. Jörg Lange (KiB) stellte anschließend ausgewählte Ergebnisse und Thesen aus dem Projekt „Kommunale sektor- und spartenübergreifende Energieleitplanung (KSSE)“ und die daraus resultierenden Fragen ans BMWK vor. Valentin Meyer (COMUNA-metall) zeigte mit dem e-Cube in Korntal ein Praxisbeispiel, wie dort eine flexible Wärme- und Stromversorgung in Hinblick auf das Zusammenspiel der Erzeuger und Potenzial für weitere Erweiterungen geschaffen wurde. Der modulare Aufbau des Systems macht zudem eine projektspezifische Auslegung schnell möglich.
Am Nachmittag wurde Best-Practice im Themenfeld „Erneuerbare Brennstoffe“ präsentiert. Thomas Baade (ewa GmbH) gewährte Einblicke in den Bereich „Grüne Energie durch Holzvergasung“. Als drittes Produkt neben Strom und Wärme wird im „Rückwärtskraftwerk“ in Wahlstedt auch Pflanzenkohle produziert. Diese bindet einen erheblichen Teil des im Holz enthaltenen Kohlenstoffs langfristig und bietet somit Möglichkeiten zur Dekarbonisierung mit Potenzial zum klimapositiven Kreislauf.
Tilman Wilhelm (DVGW) betrachtete die Zukunftsperspektiven für die Versorgung mit grünen Gasen im Hinblick auf die Gasnetztransformation. Industrielle Prozesswärme (>200°C) kann nicht nur durch Strom substituiert werden, weil hohe Kosten für Energie, Netzinfrastruktur und Anlagenbau bestehen. Die technische Umstellung des heutigen Methan-/Erdgas- zum Wasserstoffverteilnetz wird demnach als relativ günstige Möglichkeit eingeschätzt.
Neuaufgelegte Studie „KWK 2.0“ erstmals einem breiten Publikum präsentiert
Anschließend beleuchtete John Werner, Leiter Unternehmensentwicklung & Strategie und Prokurist bei Zukunft Gas e.V., das Potenzial der KWK für die Transformation der Energieversorgung. Ziel ist es, die von der Bundesnetzagentur im Versorgungssicherheitsbericht 2023 identifizierte Kapazitätslücke von 17-21 GW an steuerbarer Leistung bis 2031 zu schließen.
Entsprechende Lösungsansätze wurden anhand der Ergebnisse der neuaufgelegten Studie „KWK 2.0“ erstmals einem breiten Publikum präsentiert. In Hinblick auf die gesicherte Leistung, Bezahlbarkeit und Reduktion der CO2-Emissionen gibt es gute Argumente für KWK-Anlagen: „Schon heute besteht ca. 60 Prozent der gesicherten Leistung im Strommarkt aus KWK-Anlagen. Sie sind schwerpunktmäßig verbrauchsnah und helfen so kostenintensive Netzausbaubedarfe im Übertragungsnetz zu reduzieren. Und die KWK ist eine Technologie mit hoher ökologischer Effizienz.“
Die Rechtsanwältin Dr. Verena Faber (Hamburger Energiewerke) stellte in ihrem Vortrag dann noch die Bedeutung des Förderrahmens im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz für die erfolgreiche Wärmewende heraus. Als Teilnehmerin bei der abschließenden Experten-Diskussion mit Claus-Heinrich Stahl, Dr. Georg Klene, Werner R. Lutsch und John Werner betonte auch sie, dass die gesetzliche Weichenstellung insbesondere durchs KWKG jetzt entscheidend ist: „Es braucht klare rechtliche Rahmenbedingungen zur langfristigen Planung und Durchführung von Projekten.“
Zum Abschluss diskutierten beim B.KWK-Kongress am 12. November 2024 Werner R. Lutsch (AGFW), Dr. Verena Faber (Hamburger Energiewerke), Claus-Heinrich Stahl (B.KWK), Dr. Georg Klene (B.KWK) und John Werner (Zukunft Gas) über die KWK als Garant der Energiewende.
Kontakt
Holger Köhler
Referent Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen
Robert-Koch-Platz 4, 10115 Berlin
Tel.: +49 30 2701 9281-16 | Mail: holger.koehler@bkwk.de