Die BHKW des Monats und das BHKW des Jahres

Spitzenprojekte mit Spitzenleistungen: Best Practises mit KWK
Die Zukunft der Kraft-Wärme-Kopplung ist eng mit den Erneuerbaren verknüpft. Damit die Zukunft funktioniert, müssen schon heute die Blockheizkrafwerke, Brennstoffzellen und Gasturbinen installiert werden, die mit den Änderungen in der Gasversorgung gut zurecht kommen.
Der Umbau zu einer dezentralen Eneregieversorgung mit KWK ist nicht unbedingt einfach. Jedes Projekt hat seine Eigenheiten. Daher prämiert die Zeitung Energie & Management monatlich neue KWK-Projekte als BHKW des Monats, die besonders effizient, besonders wirtschaftlich oder besonders herausfordernd sind. Im Jahresrückblick wird aus den zwölf Monatsgewinnern zudem ein BHKW des Jahres ausgewählt.
2023
BHKW des Monats
Der BHKW-Hersteller Sokratherm setzt bei der Energieversorgung seines neuen Firmengebäudes auf eine Verknüpfung von Blockheizkraftwerk, Wärmepumpe und Photovoltaikanlage
Konkurrierende Systeme zueinander oder „ziemlich beste Freunde“ im Verbund? Wenn von Blockheizkraftwerken versus Wärmepumpen gesprochen wird, gibt es − je nach Anlage oder Konzept − keine eindeutige Antwort. Am Stammsitz in Hiddenhausen (NRW) hat sich Sokratherm für eine flexible Kombination der beiden Technologien entschieden. Dazu wurden neben der vor knapp zwei Jahren neu gebauten Firmenzentrale ein BHKW und eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe errichtet. Für eine fast 100-prozentige Brennstoffnutzung wurden zudem ein Brennwertwärmetauscher und eine Wärmerückgewinnungsanlage für die BHKW-Abluft, mit der die Zuluft für das Bürogebäude vorgewärmt wird, installiert. Eine PV-Anlage auf dem Dach rundet das Energiekonzept ab. Solche Verbundsysteme erfüllen bereits heute das energiepolitische Zieldreieck aus Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit. Zudem federt das BHKW die Residuallast ab und generiert Erlöse für den Betreiber.
„Wir haben uns immer schon mit unterschiedlichen Erzeugungstechnologien beschäftigt und sehr früh in unserer Firmengeschichte auch schon mit Wärmepumpen, Solaranlagen und Wärmerückgewinnungssystemen. Bei der Auslegung unseres Versorgungskonzepts haben wir Wert darauf gelegt, dass die Wärmepumpe im optimalen Betriebspunkt arbeitet und die gesamte Wärmeerzeugungsanlage strommarktdienlich betrieben wird“ so Johannes Meinhold (Geschäftsführer).
Betreiber: Sokratherm GmbH Energie- und Wärmetechnik
Anlage: Sokratherm-Blockheizkraftwerk Typ GG 50 zum Betrieb mit Propangas (30-prozentige Wasserstoffbeimischung möglich), Ausführung mit integrierter Brennwertstufe (48 kW elektrische und 101 kW thermische Leistung), Wärmerückgewinnungsanlage für die BHKW-Abluft, modulierbare Sokratherm-Wärmepumpe Typ WP 75 L (75 kW thermische Leistung), 200 kW Gaskessel für die Spitzenlast sowie zehn jeweils 1 Kubikmeter große Pufferspeicher. iPC-Steuerung von Sokratherm
Besonderheit: BHKW-Strom wird in diesem Versorgungskonzept nicht für Wärmepumpe, sondern für Residuallastdeckung genutzt; Wärmepumpe bekommt Strom aus einer Solaranlage.
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Der Flughafen Memmingen will als erster deutscher Verkehrsflughafen bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden. Zu dem ambitionierten Projekt Green Airport Memmingen gehört ein flexibel betriebenes Biogas-Blockheizkraftwerk.
Das mit regional erzeugtem Biogas betriebene BHKW gehört zu einer sanierten und auf den neuesten Stand der Technik gebrachten Energiezentrale. Neben dem BHKW gehören Pufferspeicher, Pelletkessel sowie ein Spitzenlastkessel zu der Anlage. Die Nutzung von grünem Wasserstoff und klimaneutraler Kraftstoffe für den Flugbetrieb sollen folgen. Die Energiezentrale versorgt das gesamte Flughafengelände sowie nahezu alle angrenzenden Industrie- und Gewerbebetriebe. Das Blockheizkraftwerk wird stromseitig flexibel betrieben und wird künftig ca. 3.500 Stunden im Jahr laufen. Die entstehende Wärme geht ins Fernwärmenetz oder in die Pufferspeicher mit einem Volumen von 300.000 Litern, wodurch eine sehr hohe Gesamteffizienz erreicht wird und ein wesentlicher Anteil der benötigten Wärme im Fernwärmenetz abgedeckt wird. Eine Besonderheit für noch mehr Effizienz: Das BHKW wurde mit zwei Abgaswärmetauschern ausgestattet, statt − wie vielfach üblich − mit einem.
Betreiber: Airport Energie Management GmbH
Planung: e-con TGA Ingenieure GmbH
Anlage: Jenbacher BHKW von INNIO mit 1.500 kW elektrischer und 1.700 kW thermischer Leistung, Pufferspeicher mit 300.000 Liter Fassungsvermögen von BTD, Pelletkessel (Hargassner) sowie Spitzenlastkessel als Redundanzsystem (Weishaupt und Bosch)
Besonderheit: Verschiedene Brennstoffe wie Biogas, Pellets, Gas und Öl zur Erhöhung der Versorgungssicherheit
Einsparung: 1.600 Tonnen CO2 jährlich sowie Substitution von 650.000 Kubikmeter Erdgas oder 650.000 Liter Heizöl im Jahr
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Effizient, nachhaltig und ökologisch – wie die Stadtwerke Tübingen gemeinsam mit Schokoladenhersteller Ritter ein Fernwärmekonzept realisierten
In Dettenhausen wurde eine der größten Solarthermie-Dachanlagen bundesweit als Teil eines Wärmekonzepts mit Blockheizkraftwerk (BHKW), Wärmepumpe und Speicher in Betrieb genommen. Das Fernwärmekonzept der Stadtwerke Tübingen (SWT) wurde zusammen mit dem regional verwurzelten Schokoladenhersteller Alfred Ritter umgesetzt. „In Dettenhausen zeigt sich eindrücklich, was möglich ist, wenn Unternehmen kooperativ und konstruktiv die Versorgungszukunft einer Gemeinde im Blick haben“, sagte Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen, „Hier haben sich Unternehmen, die trotz ihrer ganz unterschiedlichen Branchen ein ähnliches Verständnis für eine klimafreundliche Zukunft haben, zusammengetan und investiert.“
Betreiber: Die Solarthermieanlage wird von der Alfred Ritter GmbH & Co. KG betrieben, alle anderen Anlagenkomponenten von den Stadtwerken Tübingen
Anlage: Jenbacher BHKW vom Typ JMS 416 GS mit 999 elektrischer und 1.232 thermischer Leistung, Wärmepumpe von Combitherm, Wärmespeicher von BTD und Spitzenlastkessel vom Hersteller Hoval, solarthermische Aufdachanlage von Ritter Energie- und Umwelttechnik
Besonderheit: Rund 20 Prozent der Wärme erzeugt die in das Konzept integrierte Solarthermieanlage, außerdem hocheffiziente Nutzung der BHKW-Wärme über Wärmepumpenkreis; BHKW und Wärmepumpe haben
einen Deckungsanteil von 75 Prozent
Einsparung: 1.100 Tonnen jährlich weniger CO2 verglichen mit Gaseinzelheizungen
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Biomethan-BHKW für die Spitzenlast
Für den neuen Firmensitz der PlanET Biogas Group GmbH wurde ein Gebäudeenergiekonzept mit KWK- und Geothermietechnik umgesetzt. Kernbaustein ist ein Mini-Blockheizkraftwerk vom BHKW-Hersteller 2G Energy. Es wird mit Biomethan aus einer emsländischen Biogasanlage über das Erdgasnetz versorgt. Das BHKW deckt vor allem die Strom- und Lastspitzen ab. Die thermische Energie wird vorwiegend in einem 10.000-Liter-Pufferspeicher gespeichert, der produzierte Strom vor allem selbst genutzt. Überschüsse werden ins Stromnetz gespeist und entsprechend nach KWKG-Gesetz vergütet. Erdwärme deckt den Hauptteil des Wärme- und Kältebedarfs ab. Zum Versorgungskonzept gehört zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach mit 295 kW elektrischer Leistung. Der Strom wird in Tesvolt-Batterien zwischengespeichert, insgesamt 160 kWh Speicherleistung stehen zur Verfügung. „Abhängig von dem eigenen Energiebedarf inklusive Spitzenlastreduktion, der Nutzung im Ladepark, dem Energieangebot der Solaranlage, dem Stand im Wärme- und Stromspeicher und der Witterung ergänzt die BHKW- Anlage die fehlenden Energiemengen“, zeigt sich das Unternehmen zufrieden mit der flexiblen und sicheren Lösung.
Betreiber: PlanET Biogas Group
Anlage: Biomethan-Mini-BHKW vom Hersteller 2G Energy mit 50 kW elektrischer und 100 kW thermischer Leistung, 10.000-Liter-Pufferspeicher (Juratherm), 295-kW-PV-Anlage, 160-kWh-Batteriespeicher (Tesvolt) sowie geothermische Erdsonden
Besonderheit: BHKW deckt flexibel die Strom- und Wärmelastspitzen im Energiekonzept für den Firmensitz ab
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Ohne Umwege zu höchster Effizienz
Die Stadtwerke Stralsund haben zwei neue Blockheizkraftwerke mit Wärmepumpen kombiniert. Mehrere technische Besonderheiten machen die Anlage besonders innovativ. Die Ammoniak-Wärmepumpen werden zur Kühlung der Generatoren und zu einer dritten Abgasstufe eingesetzt, sodass nun deutlich mehr Abwärme für die Fernwärmeversorgung genutzt werden kann − laut den Stralsundern ein Novum.
Auch wenn hier Wärmepumpen mit BHKW installiert wurden, ist die Anlage keine förderfähige innovative KWK-Anlage (iKWK), da Wärmepumpen und BHKWs nicht technisch voneinander getrennt laufen. In Stralsund greifen die Wärmepumpen die Abwärme direkt an der Anlage ab. Damit wird der eingesetzte Brennstoff noch effizienter genutzt, während zeitgleich die Voraussetzung zur Förderung der Anlage entfällt. Die Beteiligten hoffen, dass die Stralsunder Anlage als Gedankenanstoß dienen wird und die entsprechenden Förderbedingungen angepasst werden, um technische Innovation zu fördern.
Betreiber: SWS Energie GmbH
Anlage: Jenbacher BHKW von INNIO, zwei Module des Typs JMS 624 mit jeweils 4,5 MW elektrischer und 4,8 MW thermischer Leistung, drei Abgaswärmetauscher von APROVIS, zwei Wärmepumpen mit je 1.055 kW thermischer Leistung von Johnson Controls, vier Wärmespeicher von DEHOUST mit insgesamt 600 Kubikmeter Volumen, Power-to-Heat-Anlage mit 6,5 MW
Besonderheit: Ammoniak-Wärmepumpe zur Temperaturanhebung der Niedertemperaturwärme sowie gleitende Rücklauftemperaturen des Nahwärmenetzes, basierend auf der jeweiligen Jahreszeit
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Bedarfsgerechte Versorgung durch BHKW-Kaskade
Die „Kalkwerke“, ein Aschaffenburger Baustoffhändler, hat in eine BHKW-Kaskade investiert. Neun Blöcke mit je 14,8 kW thermischer und 5,5 kW elektrischer Leistung lassen sich nach Bedarf zuschalten. Anstelle eines großen stehen im Keller des ehemaligen Getreidespeichers neun kleine, miteinander verbundene BHKW. Je nachdem, wie viel Wärme benötigt wird, schalten sich einzelne Blöcke automatisch zu oder ab. Auch in Zeiten mit geringem Wärmebedarf liefert die Dachs Gen2-Kaskade so flexibel und bedarfsgerecht Strom.
Betreiber: Kalkwerke GmbH
Service: Aschaffenburger Versorgungs-GmbH
Anlage: Neun BHKW-Module des Herstellers Senertec, Typ Dachs Gen2, mit jeweils 5,5 kW elektrischer und 14,8 kW thermischer Leistung, zwei Heizwasser-Pufferspeicher mit einem Volumen von jeweils circa 3.300 Litern
Besonderheit: BHKW-Kaskade, einzelne Module können je nach Bedarf zu oder abgeschaltet werden, jedes Modul lässt sich in drei Leistungsstufen schalten
Energieträger: Erdgas (20 Prozent Wasserstoff möglich)
CO2-Einsparung: ca. 90 t CO2 jährlich
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Lokale Brennstoffe für Ravensburger Quartier
Für ein Schul- und Verwaltungsquartier in Ravensburg wurde ein Nahwärmenetz aufgebaut. Die Erzeugung erfolgt mit den regionalen Brennstoffen Holzhackschnitzel und Biomethan.
Wesentliche Voraussetzung für die Nahwärmeversorgung waren die Senkung der Rücklauftemperatur in den Beruflichen Schulen durch hydraulische Umbaumaßnahmen und der Aufbau einer einheitlichen Leittechnik. Die beiden SOKRATHERM Blockheizkraftwerke leisten wärmegeführt künftig rund 40 Prozent des Wärmebedarfs und decken mit rund 1 Million kWh etwa 60 Prozent des Strombedarfs der Beruflichen Schulen Ravensburg ab. Sie werden mit Biogas aus kreiseigenen Bioabfällen betrieben. Den Hauptanteil am Wärmebedarf mit 1,2 MW Leistung deckt seit März 2022 die Holzhackschnitzel-Heizungsanlage des Schweizer Unternehmens Schmid Energy Solutions ab. Das Holz stammt aus den Wäldern der Umgebung. Ergänzt wird die Energieversorgung durch einen vor Ort gefertigten 110-Kubikmeter-Pufferspeicher.
Betreiber: Landkreis Ravensburg
Anlage: BHKW-Kompaktmodule von SOKRATHERM, Typ GG 260 mit 250 kW elektrischer und 375 kW thermischer Leistung sowie BHKW Typ GG 100 mit 100 kW elektrischer und 168 kW thermischer Leistung, Holzhackschnitzelkessel mit 1,2 MW Wärmeleistung (Schmid Energy), Gaskessel mit 2,8 MW Wärmeleistung (Hoval), ein 110 Kubikmeter großen Pufferspeicher (Sirch GmbH), Leittechnik: Neuberger Gebäudeautomation GmbH sowie eine geplante Photovoltaikanlage
Besonderheit: Regionale Energieträger: Biomethan aus regionaler Biomüllvergärungsanlage und Holzhackschnitzel
Einsparung: CO2-Einsparung von 1.500 t jährlich
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Nachhaltige Reststoffverwertung mit Biogas-BHWK in der Industrie
Am Standort von Lorenz Snack-World im bayerischen Neunburg vorm Wald fallen Abfall- und Reststoffe bei der Produktion an. Diese werden zu 100 Prozent energetisch genutzt – das ist wirtschaftlich und nachhaltig!
Das Werk erhielt 1993 eine Kläranlage für die Produktionsabwässer. Seit 2005 erzeugt es in einer eigenen Anlage Biogas aus den Reststoffen (flüssig und fest) der Produktion und setzt dieses im Blockheizkraftwerk zur Energieerzeugung ein. Ein weiteres BHKW wurde 2021 installiert. Mit verbaut wurde ein Oxidationskatalysator. Das BHKW produziert rund 2,3 Millionen kWh Strom im Jahr und 2,5 Millionen kWh Wärme.
Betreiber: Lorenz Snack-World
Anlage: Blockheizkraftwerk von 2G Energy vom Typ „agenitor 412“ mit gedrosselter Leistung am Standort Neunburg vorm Wald (404 kWel und 474 kWth)
Besonderheit: BHWK verwertet zu 100 % Biogas aus Abfall- und Reststoffen aus der Produktion des Lebensmittelbetriebs, welcher wiederum zu 100 % durch die Energie aus dem BHKW betrieben wird.
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2022
BHKW des Jahres
Eine Jury aus Mitgliedern des Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK) hat in Kooperation mit der Zeitschrift Energie und Management (E&M) das BHKW des Jahres gekürt. Die Auszeichnung ging an die Stadtwerke Lemgo für ihr gelungenes Gesamtkonzept.
Es handelt sich bei dem ausgezeichneten Projekt der Stadtwerke Lemgo um ein innovatives KWK-System mit zwei BHKW von Zeppelin Power Systems (je 2,5 MW), einer Solarthermieanlage mit Vakuum-Röhrenkollektoren des Herstellers Viessmann und mit einer Flusswasserwärmepumpe des Kulmbacher Herstellers AGO (1 MW Wärmeleistung). Über verschiedene Einspeisepunkte wird die Wärme ganzjährig in das bestehenden Fernwärmenetz geleitet.
Die Stadtwerke Lemgo hatten bei der iKWK-Dezember-Ausschreibung 2019 den Zuschlag erhalten. Bei dem System müssen flexible KWK-Anlagen mit einer Jahresnutzung von 30 Prozent erneuerbarer Wärme aus Wärmepumpe und/oder Solarthermie und eine PtH-Anlage kombiniert werden. Mit der Umsetzung des Anlagenkonzepts, das auf gleich zwei erneuerbare Wärmequellen setzt, wurde 2020 mit der Demontage der Gasturbinenanlage von 1980 und dem alten Schornstein begonnen. Die Hansestadt Lemgo will laut eigenem Klimaschutzkonzept 2035 klimaneutral sein, dafür wurde bereits ein Transformationsplan für die Fernwärme erstellt, zu dem das iKWK-System und der Einsatz von Abfall- und Reststoffbiomethan in dem BHKW gehört.
Die bei den Stadtwerken Lemgo gewonnenen Erfahrungen aus einem BHKW-Wärmepumpen-Verbundprojekt, das realisiert wurde, noch bevor der Gesetzgeber den Begriff „iKWK“ erfand, und das ein Bestands-BHKW von 2 MW mit einer Wärmepumpe und der ersten Kläranlagenablaufwärmepumpe in Deutschland verband, zeugen von der Innovationskraft der Lemgoer. Gemeinsam mit Eugen Rejek von Beratende Ingenieure Rejek in Düsseldorf haben die Stadtwerke technisches Neuland betreten und den Mut gehabt, hier weiterzugehen. Ohne die jahrelange gute Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen wäre das neue iKWK-System nie entstanden.
In Lemgo waren 2020 verschiedene konventionelle KWK-Anlagen mit einer installierten Leistung von 35,286 MW und einem Gesamtwirkungsgrad von 84,6 Prozent bei 3.526 Vollbenutzungsstunden je BHKW in Betrieb. Mit der als BHKW des Jahres 2022 ausgezeichneten iKWK-Anlage kann das Fernwärmenetz seit Inbetriebnahme im März 2022 zu 26 Prozent erneuerbar gedeckt werden. Die vorhandene Power-to-Heat-Anlage mit 5 MW und ein großes Wärmespeichervolumen konnten für die Investition angerechnet werden.
Zukünftig wird von April bis September die Fernwärme vorwiegend C02-neutral gedeckt. Die BHKW in Lemgo werden strommarktoptimiert betrieben, weil sie durch die großen Wärmespeicher vom Wärmelieferbedarf entkoppelt sind. Die Elastizität von 85 bis 100 Grad Celsius im Vorlauf des Fernwärmesystems ermöglicht es, dass auch zwischen Sommer- und Winterbetrieb variiert werden kann.
Durch die Investition von 1 1 Millionen Euro für das das iKWK-System kann trotz Ausbau und Verdichtung des Fernwärmenetzes eine enorme Menge Erdgas eingespart werden.
Zukünftige Investitionen in Lemgo sind eine PV-Flächenanlage, ein weiterer Großwärmespeicher mit integrierter PtH-Anlage und eigener Windkraftanlage (Windwärme). Außerdem eine Windkraftanlage für Elektrolyse mit Wasserstoffspeicherung im vorhandenen Gasspeicher bis 100 bar einschließlich Rückverstromungs-BHKW sowie ein Holzhackschnitzelheizwerk plus Holzvergaser-KWK für Rest- und Abfallholz aus der Kaskadennutzung, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Zum Artikel in der E&M
BHKW des Monats
BHKW des Monats 11/2021: Blockheizkraftwerk hinter Glas
In Wernigerode haben die Stadtwerke ihr neues BHKW in ein großes „Schaufenster“ gesetzt. Die Hocheffizienzanlage versorgt über eine Trasse mehrere Gebäude vor allem in der Innenstadt.
Betreiber: Stadtwerke Wernigerode GmbH
Anlage: zwei erdgasbetriebene BHKW des Typs SES-HPC 1000 N mit dem MWM-Motor TCG 2020 V12 und einer elektrischen Leistung von je 999 kW und einer thermischen von je 1.230 kW; zusätzlich SCR-Katalysator und Pufferspeicher
Besonderheit: aufgrund der Innenstadtnähe liegt besonderes Augenmerk auf dem Schallschutz; ansprechende optische Gestaltung und Einblick in die Technik durch gläserne Fassade
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BHKW des Monats 10/2021: Mit Kohle CO2-neutral
Ein neu errichtetes Holzkraftwerk im österreichischen Ternitz liefert nicht nur Strom und Wärme, sondern auch ein hochwertiges Nebenprodukt. Damit ist die Anlage klimaneutral.
Betreiber: KWS Ökokraft GmbH
Anlage: Holzkraftwerk von Syncraft mit einem Motor des Herstellers 2G; BHKW des Typs Avus 500 plus mit einer elektrischen Leistung von 400 kW und einer thermischen von 600 kW
Gasart: Holzgas, gewonnen aus Waldhackgut
Besonderheit: bei diesem Holzkraftwerk wird neben Strom und Wärme auch Pflanzenkohle produziert
Einsparung: Anlage gilt als CO2-neutral
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BHKW des Monats 09/2021: Ohne Stromspeicher autark
Der Energieverbund Freilassing „ENVER“ liefert Wärme und Strom für eine Reihe von Liegenschaften der 17.000-Einwohner-Stadt im Berchtesgadener Land. Auf einen Batteriespeicher wurde verzichtet.
Betreiber: Energieverbund Freilassing „ENVER“
Anlage: Energiezentrale mit einem Viessmann-BHKW (99 kW elektrisch und 173 kW thermisch), einem Hackgutkessel mit 500 kW von Schmid und einem Spitzenlastkessel von Viessmann mit 1.400 kW; am Klärwerk sind zwei weitere Funke-BHKW installiert (je 60 kW elektrisch und je 99 kW thermisch), die fünf PV-Anlagen (u.a. von Solar Edge und SMA) sind auf die Liegenschaften verteilt .
Besonderheit: Kombination aus Wärme- und Arealstromnetz, der Verbund kommt aufgrund seiner intelligenten Verteilung der Energieströme ohne Batteriespeicher aus − trotz hohen Eigenverbrauchs.
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BHKW des Monats 08/2021: Kohleausstieg in Pforzheim perfekt
Fünf neue Gasmotoren liefern für Pforzheim hocheffizient Strom und Wärme. Damit konnte das Steinkohle-HKW ersetzt werden.
Betreiber: Stadtwerke Pforzheim
Anlage: 5 x 10 MW (thermisch/elektrisch) Gasmotoren des Herstellers Innio Jenbacher, Spitzenlastkessel von Köthen (32 MW thermisch)
Besonderheit: Dank der Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung und modernster Technologien schafft das HKW es auf einen rechnerischen Gesamtwirkungsgrad von 95,7 %. Somit ist es dem Versorger gelungen, fast die gesamte eingesetzte Primärenergie zu nutzen.
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BHKW des Monats 07/2021: Wärme, Strom und Trinkwasser für Urlaubsgäste
In einem Ferienpark im Allgäu bei Leutkirch hat Energiedienstleister Techem eine energische Versorgungslösung zur Bereitstellung von Wärme, Strom und Trinkwasser installiert.
Betreiber: Center Parcs Bungalowpark Allgäu GmbH
Anlage: Wärmegeführtes BHKW des Herstellers Innio Jenbacher mit drei zusätzlichen Brennwertgaskessel mit einer Gesamtleistung von 17.467 kW thermisch. Zudem gehören zur Anlage ein Pelletkessel mit 360 kW, ein 100-Kubikmeter-Pufferspeicher und eine rund 35 Meter hohe Abgasanlage.
Besonderheit: Niedriger Primärenergiefaktor durch Kombination von BHKW und Pelletkessel
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BHKW des Monats 06/2021: Raus aus der Kohle, rein in die dezentrale KWK
Die Leipziger Stadtwerke steigen aus der kohlebasierten Wärmeversorgung aus. Künftig werden auch dezentrale BHKW einen teil der Energie für die Stadt liefern.
Betreiber: Leipziger Stadtwerke
Anlage: BHKW-Anlagen in Leipzig Nord-West und Nord-Ost, modernisiertes GuD und ein neues HKW Süd, in Planung iKWK-Anlage mit Solarthermie
Besonderheit: dezentrale Struktur in Kombination mit modernen Gasmotoren und erneuerbaren Energien als Ersatz für die Kohleverstromung der Stadt
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BHKW des Monats 05/2021: Strom, Wärme und Dünger für Gemüsepflanzen
Betreiber: Westhof Energie GmbH & Co. KG
Standorte: Wöhrden und Hennstedt
Anlage Hennstedt: Drei biomethanbetriebene Aggregate des Herstellers 2G (avus 2000a) mit einer elektrischen Leistung von je rund 2 MW sowie 2,2 MW thermischer Leistung
Anlage Wöhrden: Zwei Aggregate des Herstellers 2G (avus 2000a und avus 3000a), das BHKW an der Biogasanlage hat eine elektrische Leistung von 2 MW und eine thermische von 2,2 MW; die Anlage am Gewächshaus hat eine elektrische Leistung von 3,3 MW und eine thermische von 3,8 MW
Besonderheit: Zusätzlich wird das Abgas der Motoren gereinigt und als CO2-Dünger in das Gewächshaus geleitet
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BHKW des Monats 04/2021: Innovative Wärme für Gasdruckregelung
Die EAM Netz GmbH hat sich bei einer Gasdruckregel- und messanlage für eine neue innovative Wärmeversorgung mit einem BHKW entschieden, um die Gasdruckregelung effizienter zu machen.
Betreiber: EAM Netz GmbH
Anlage: Kollektorfeld mit 58 Quadratmetern, BHKW mit 30 kW thermischer und 15 kW elektrischer Leistung, PtH-Anlage mit 30 kW, ein Pufferspeicher mit sechs Kubikmetern
Besonderheit: BHKW und Solarthermieanlage kombiniert mit einer Taupunktregelung sowie einem thermischen Speicher und einer Power-to- Heat-Anlage
Einsparung: Primärenergieeinsparung von 204 MWh/a beziehungsweise 61 % für die Wärmeversorgung (die durch die Stromeinspeisung eingesparte Primärenergie
wird der Wärme gutgeschrieben)
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BHKW des Monats 03/2021: BHKW, Absorptionskälteanlage und Druckluft
Mit einem neuen Motor von MWM, einer neuen Absorptionskälteanlage und einem Druckluftheizkraftwerk erzeugt die Andechser Molkerei hocheffizient Druckluft, Strom und Wärme.
Betreiber: Andechser Molkerei Scheitz GmbH
Anlage: BHKW mit Absorptionskälteanlage: Feuerungswärmeleistung von 2.380 kW und elektrische Leistung von 999 kW, die Kälteleistung der Absorptionsanlage liegt bei 434 kW; Druckluftheizkraftwerk: Feuerungswärmeleistung von 177 kW, die Drucklufterzeugung beträgt 8,5 bar bei 10,5 m3/min
Besonderheit: Kombination aus KWKK und DHKW. Außerdem wird eine neuartige Schaltungsvariante für eine Ammoniak/Wasser-Absorptionskälteanlage erprobt
Einsparung: Die CO2-Einsparung des BHKW mit Absorptionskälteanlage liegt pro Jahr bei 1.616.000 kg, für das DHKW bei 230.000 kg, die Primärenergieeinsparung (BHKW) beträgt 30 %
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BHKW des Monats 02/2021: Dynamisches Lastmanagement mit KWK und Speichern
In Mainz-Hechtsheim ist ein Quartier entstanden. Ein dynamisches Lastmanagement mit Speichern sichert stets die optimale Versorgung. Ein BHKW erzeugt dezentral Wärme und Mieterstrom.
Betreiber und Planer: Mainzer Wärme GmbH
Anlage: BHKW-Anlage „smartblock“ mit 73 kWth und 33 kWel, Gasbrennwertkessel mit 370 kWth, Tesvolt-Batteriespeicher mit 76 kWh und 60 kW sowie einem dynamischen Lastmanagement für E-Ladestationen
Besonderheit: Hausanschlüsse mit nur 2 x 100 A für 46 Wohneinheiten und 20 E-Mobile, daher dynamisches Lastmanagement erforderlich
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BHKW des Monats 01/2021: Drucklufterzeugung ohne Strom
Bei der Firma Feurer werden Druckluft, Dampf und Prozesswärme hocheffizient über Druckluftheizkraftwerke (DHKW) erzeugt. Die Stromeinsparung beträgt dadurch 2,4 Mio. kWh pro Jahr.
Betreiber: Feurer Febra GmbH
Projektierer: Altairnative GmbH
Anlage: zwei DHKW mit je 170 kW Wellenleistung von Altairnative, Abhitzekessel und Schichtpufferspeicher; Gebäudeheizung wurde von Dampf auf Heißwasser umgestellt
Besonderheit: Beim Druckluftheizkraftwerk (DHKW) entsteht die Druckluft als Nebenprodukt der Wärmeerzeugung
Einsparung: 2,4 Mio. kWh Strom und 1.075 t CO2 pro Jahr
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